BVL-Zoonosen-Monitoring 2015 – irreführende Pressemeldung
VDF, 25.11.2016 - Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat den Bericht zum bundesweit durchgeführten Zoonosen-Monitoring für das Jahr 2015 veröffentlicht. Im Zoonosen-Monitoring werden Daten zum Vorkommen der wichtigsten Zoonoseerreger auf allen Stufen der Lebensmittelkette gesammelt, die es ermöglichen sollen, Rückschlüsse auf das Infektionsrisiko für Verbraucher durch den Verzehr von Lebensmitteln zu ziehen.Proben bei Rind- und Schweinefleisch wurden für diesen Bericht auf der Stufe des Einzelhandels von frischem, gekühltem Fleisch ohne Differenzierung nach Produkt (unbehandeltes Muskelfleisch, Hackfleisch o.ä.) genommen. Für Rind- und Schweinefleisch können die wesentlichen Ergebnisse im Vergleich zum letztmaligen Berichtszeitraum 2011 wie folgt zusammengefasst werden:
Rindfleisch
Rindfleisch wurde auf die Bakterienstämme Salmonella spp., Campylobacter spp., sowie Verotoxinbildende Escherichia coli (VTEC) untersucht.
Positiv auf Salmonella wurden 2 von 462 Proben (0,2%) getestet. Im Vorberichtszeitraum 2011 war keine der Proben Salmonella-positiv.
Bei keiner der in 2015 entnommenen 455 Proben konnte der Nachweis von Campylobacter erbracht werden (in 2011 nicht erfasst, hingegen sind regelmäßig zwischen 30 – 54% frischen Hähnchenfleisches mit Campylobacter kontaminiert).
VTEC-positiv waren im Berichtszeitraum 4 von 448 (0,9%) der gezogenen Proben. In 2011 waren 9 von 492 Proben VTEC-positiv gewesen (1,8%).
Insgesamt kann für Rindfleisch festgehalten werden, dass sich der Nachweis von Zoonose-Erregern weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau befindet.
Schweinefleisch
Schweinefleisch wurde auf die Bakterienstämme Salmonella spp. und Campylobacter spp. untersucht.
Auf Salmonella sind 2 von 461 der gezogenen Proben (0,4%) positiv getestet worden, was dem gleichen Ergebnis für das Jahr 2011 entspricht (2 von 568 oder 0,4% der Proben waren positiv).
Der Nachweis von Campylobacter gelang in 1 von 461 Proben (0,2%). In 2011 waren 5 von 561 Proben (0,5%) Campylobacter-positiv.
Die Ergebnisse für Schweinefleisch zeigen eine konstante bzw. leicht rückläufige Entwicklung auf sehr niedrigem Niveau und beweisen, dass die angewandten Hygienemaßnahmen und Herstellungsprozesse effektiv greifen.
Fragwürdige Kommunikation des BVL
Diesem Ergebnis steht die Pressemitteilung des BVL zur Veröffentlichung des Zoonose-Berichtes 2015 diametral gegenüber. Bereits in deren Überschrift heißt es „Schweinefleisch ist nach wie vor eine bedeutende Infektionsquelle des Menschen mit Salmonellen“. Diese Aussage ist sachlich unzutreffend und irreführend. Das abstrakte Risiko für den Verbraucher, über den Verzehr von frischem Schweinefleisch an einer Salmonellose zu erkranken, ist laut diesem Zoonose-Bericht geringer, als sich über den Verzehr von rohen Garnelen oder vorgeschnittenen Blattsalaten zu infizieren (im Einzelhandel entnommene Proben von rohen Garnelen waren in 0,5% der Fälle und bei 0,3% der Proben von vorgeschnittenen Blattsalaten Salmonella-positiv). Für Geflügelfleisch, das im Berichtsjahr nicht speziell untersucht wurde, bemerkt der Bericht, dass dort Salmonella deutlich häufiger nachgewiesen wurden als in Schweine- und Rindfleisch (s. S. 15). Warum Schweinefleisch als bedeutende Quelle für eine Infektion herausgestellt wird, bleibt das Geheimnis des BVL. Den Zusammenhang zwischen der vorgenannten Behauptung und den durch den Verzehr von Schweinefleisch konkret verursachten Salmonellose-Erkrankungen beim Menschen bleibt das BVL schuldig.
Hintergrund
Im Rahmen des Zoonosen-Monitorings 2015 wurden insgesamt 6.106 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette durch die Überwachungsbehörden der Länder genommen und von den Untersuchungseinrichtungen auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Dabei wurden 2.063 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht.