USA – Wachsender Schweinebestand treibt Produktion und Exporte weiter an, Inlandsverbrauch stockt
VDF, 24.04.2020 - Zum Stichtag 1. März 2020 wurden in den USA landesweit insgesamt 77,63 Millionen Schweine gehalten; das waren fast 3 Millionen Tiere oder 4,0 % mehr als in der Vorjahreszählung und so viele wie noch nie seit Beginn der Frühjahrszählung. Zuwächse waren in allen Tierkategorien zu verzeichnen. So nahm die Anzahl der Ferkel und Läufer um jeweils rund 4 % zu. Die Anzahl der Mastschweine wuchs noch stärker (+5,1 %) auf 29,2 Mio. Tiere. Der Bestand an Sauen wurde dagegen eher moderat aufgestockt (+0,4 % auf rund 6,4 Mio. Sauen).Nach Schätzung des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) ist damit zu rechnen, dass im Zeitraum von Dezember 2019 bis Mai 2020 insgesamt 6,28 Millionen Muttertiere abferkeln (0,7 % mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum). Ferner nahm die Produktivität der Sauen weiter zu: im Zeitraum von Dezember 2019 bis Februar 2020 stieg die Anzahl lebend geborener Ferkel pro Wurf auf einen Rekordwert für die Winterperiode von durchschnittlich gut 11 Ferkel an (+2,8 %).
Angesichts dieser erneuten Bestandsausdehnung geht die USDA-Prognose von einem deutlichen Anstieg der US-Schweinefleischproduktion im Jahr 2020 aus; diese soll gegenüber dem Vorjahr um rund 635.000 t oder 5 % auf das Rekordniveau von 13,18 Mio. t (SG) zunehmen.
Die starke Nachfrage nach Schweinefleisch auf dem Weltmarkt (vor allem in China) kommt den US-amerikanischen Schweinefleischexporteuren nach dem Exportanstieg im vergangenen Jahr auch in diesem Jahr zugute. Nach neuesten Außenhandelsdaten des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) belief sich die Ausfuhrmenge von frischem und gefrorenem Schweinefleisch im Zeitraum von Januar bis Februar 2020 auf insgesamt rund 439.300 t (Produktgewicht). Das waren rund 152.000 t bzw. 53 % mehr als in der Vorjahresperiode und so viel wie noch nie in diesem Zeitraum. Die Erlöse legten um 71 % auf fast 1,2 Mrd. $ zu.
China belegt nun sowohl in der Absatzmenge als auch im Wert der Exporte Platz 1 der Hauptabnahmeländer der USA. Im Rahmen der 1. Phase des US-Handelsabkommens mit der Volksrepublik hatte Peking den Marktzugang für US-Schweinefleisch erleichtert und die Einfuhrzölle gesenkt.
Starke Ausdehnung der Exporte gab es ferner bei den Lieferungen nach Mexiko, Kanada, Australien, Chile und in die Dominikanische Republik. Die Lieferungen nach Japan, dem nun drittwichtigsten Zielland für amerikanische Exporteure nahmen nur mäßig (um 5 %) auf 61.000 t zu. Die Bezüge Südkoreas gingen im Jahresvergleich um 12 % auf 30.000 t zurück.
Bei einem aufgrund der Covid-19-Problematik in den USA aktuell stockenden Inlandsverbrauch dürften die US-Schweinefleischexporte im Jahr 2020 der neuesten Vorhersage von USDA zufolge um fast 525.000 t oder 18 % auf 3,39 Mio. t (SG) steigen.
Die enorm gestiegene Produktion führt bereits jetzt zu einem Überangebot an schlachtreifen Schweinen. Der Absatz in der Gastronomiebranche ist auch in den USA weggebrochen, zudem mussten einige Fleischvermarkter ihre Betriebe wegen der Corona-Situation vorrübergehend stilllegen. Berechnungen von Ökonomen der Iowa State University und der Schweinefleischbranche zufolge würden die Schweinemäster momentan je verkauftes Schlachtschwein rund 50 US $ verlieren. Im Jahresdurchschnitt 2020 könnte der Verlust 37 US-$ pro Schwein betragen. Ursprünglich hatte die Branche 2020 mit einem Gewinn von rund 10 US-$ pro Schwein gerechnet. Der Ruf nach staatlicher Unterstützung bei den Schweineerzeugern wird laut.