EU – Schweinebestand mit gegensätzlichen Entwicklungen in den Mitgliedstaaten
VDF, 08.10.2021 - Nach dem Anstieg des EU-Schweinebestandes im Jahr 2020 (+2 %) ist der europäische Bestand an Schweinen nach den jüngsten Ergebnissen der Sommerzählungen in den wichtigsten Schweinehaltungsländern zusammengenommen nahezu unverändert geblieben. Allerdings sind die Entwicklungen in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Dies geht aus der Auswertung der neuesten Daten des EU-Statistikamtes (Eurostat) für die vorliegenden Statistiken der Hauptproduktionsländer hervor.Die Ergebnisse aus 12 Mitgliedstaaten, die zusammen gut 91 % des gesamten EU-Schweinebestandes repräsentierten, weisen einen leichten Rückgang des Schweinebestandes im Vergleich zur Vorjahreszählung um 0,5 % bzw. 716.000 Tiere aus. Insgesamt belief sich der Bestand in den oben genannten 12 Staaten zusammen auf gut 130,2 Mio. Tiere.
Die Mitgliedstaaten zeigen jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen, die zum Teil stark gegenläufig waren. Deutliche Zuwächse gab es vor allem wie gewohnt in Spanien (+3,3 %), sowie in Irland (+3,8 %) und Österreich (+1,5 %). In Deutschland, den Niederlanden, Polen, Rumänien und Frankreich wurde der Gesamtbestand um jeweils mehr als 3 % abgebaut. Die Bestände in den übrigen Ländern, von denen ein Zählungsergebnis vorliegt, blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Die Anzahl der Sauen in der Summe der o. g. Mitgliedsländer sank nach den vorläufigen Zahlen um 1,5 % auf 9,9 Mio. Tiere. Der Bestand an bereits gedeckten Sauen ging noch stärker um 2,7 % auf rund 6,7 Mio. Tiere zurück.
Aufstockungen der Zuchtsauenbestände gab es dagegen in Spanien, Irland und Dänemark.
Die vorläufigen Viehzählungsergebnisse vom Mai 2021 wurden in Deutschland durch das Statistische Bundesamt um rund 70.000 Schweine auf nun 24,70 Millionen Stück nach oben korrigiert. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Schweinebestand in Deutschland und insbesondere die für die Produktion wichtige Anzahl an Sauen bereits seit einigen Jahren zurückgefahren wird. Innerhalb eines Jahres haben die deutschen Schweinhalter ihre Bestände um 780.000 Schweine oder 3,1 % dezimiert. Seit 2017 hat sich der Bestand in Deutschland um nun rund 2,5 Millionen Tiere oder 9 % verringert. Im gleichen Zeitraum haben die Spanier ihren Schweinebestand um gut 3,75 Millionen Tiere oder 13 % aufgestockt. Somit hat Spanien bereits die Führungsposition in Europa übernommen.
Die Probleme im Export von Schweinefleisch nach Asien, die seit Ausbruch der ASP in Ostdeutschland bestehen, sowie auch der fehlende Absatz im chinesischen Markt haben den damit einhergehenden Preisverfall in Europa verschärft. Die europaweite Preiskrise ist auch längst auf der iberischen Halbinsel angekommen. Die Leitnotierung für Schlachtschweine am spanischen Markt ist in den vergangenen 15 Wochen um insgesamt 40,6 Cent/kg Lebendgewicht oder 26,1 % gesunken und damit noch stärker als in Deutschland.
Spanische Analysten halten es dennoch für unwahrscheinlich, dass insbesondere jüngere Sauen wieder schnell aus dem Produktionsprozess genommen werden. Sie erwarten daher weiterhin eine steigende Erzeugung in Spanien, wobei sich jedoch das Wachstumstempo abschwächen dürfte.